All Pro® Fach-Info
Krafttraining führt zu einer Verminderung des Sturzrisikos und zu einer Verminderung sturzbedingter Verletzungen
Muskeltraining ist Teil unseres Lebens. Unser Körper verfügt über mehr als 600 Muskeln. Sobald wir uns bewegen oder alltägliche Dinge verrichten, gebrauchen wir unsere Muskulatur - und trainieren sie gleichzeitig auch. Kraft benötigen wir bei vielen Dingen des alltäglichen Lebens: beim Treppensteigen, beim Aufstehen vom Stuhl oder beim Tragen einer Tasche.
Bewegung hält uns gesund, leistungsfähig und mobil. Frauen und Männer jeden Alters können mit einem gestaffelten Krafttraining Muskeln und Kraft aufbauen. Zusätzlich wird dadurch das Gleichgewichtsvermögen verbessert und wir werden insgesamt vitaler. Dabei ist es egal, wie alt Frau oder Mann ist und wie lange die letzten sportlichen Betätigungen zurückliegen. Anfangen kann man immer - auch im hohen Alter, das haben Studien eindeutig belegt.
In einer Untersuchung der Tufts Universität Boston, USA, absolvierten über 80jährige Bewohner eines Alten- und Pflegeheimes ein achtwöchiges Krafttraining. Mit verblüffendem Erfolg: Die Muskelkraft der Senioren stieg um 74%, ihre Muskelmasse nahm deutlich zu. Sie wurden mobiler und konnten sich schneller bewegen.
Das Geriatrische Zentrum Ulm/Alb-Donau führte im Rahmen ihres dreijährigen Modellprojektes ein kombiniertes Gruppen-Trainingsprogramm für Alten- und Pflegeheimbewohner durch mit den Elementen Krafttraining und Gleichgewichtstraining. Das Modellvorhaben hat sich als machbar, sicher und effektiv erwiesen.
Die AOK Baden-Württemberg führte auf Grundlage des "Ulmer-Modells" von 2002 bis 2005 in mehr als 320 stationären Einrichtungen das Projekt "Sturzprävention in Pflegeheimen" durch. Bausteine des Programms waren Kraft- und Balancetraining mit ALL PRO Gewichtsmanschetten, Qualifizierung der Pflegemitarbeiter sowie Sturzdokumentation und -auswertung. Die Zahl der Stürze und Sturzfolgen konnte um rund 20% gesenkt werden. Das Programm wird nun weiter ausgedehnt. Die AOK Baden-Württemberg strebt seit 2006 an, alle interessierten Pflegeheime in Baden-Württemberg in das AOK-Projekt zur Sturzprävention einzubinden. Die AOK Bayern sowie weitere Landesverbände planen ebenfalls den Einstieg in die Sturzprävention. Es ist nie zu spät, sich durch mehr Bewegung in Form zu bringen. Noch besser ist es allerdings, man beginnt nicht erst im hohen Alter damit, sondern wird schon vorher körperlich aktiv.
Muskelschwäche und geringe Balance sind nachgewiesene Risikofaktoren für den Sturz. Stürze können zu Verletzungen oder Knochenbrüchen führen. Untersuchungen haben ergeben, dass Krafttraining zu einer Verminderung des Sturzrisikos und zu einer Verminderung sturzbedingter Verletzungen führt. Krafttraining ist eine Möglichkeit, die Mobilität im Alter zu erhalten und zu verbessern. Die Lebenszeit wird dadurch zwar nicht verlängert, wohl aber die Erhaltung der Selbständigkeit und damit ein Stück Lebensqualität.
Literatur
Becker C, Lindemann U, Kapfer E, Eichner B, Hausner M, Nikolaus T: Mobilität und Mobilitätsstörungen von Heimbewohnern: Dritter Jahresbericht des Ulmer Modellvorhabens: "Verminderung von sturzbedingten Verletzungen bei Alten- und Pflegeheimbewohnern", Ulm, Geriatrisches Zentrum Ulm/Alb-Donau; 2001.
Becker C, Lindemann U, Kapfer E, Nikolaus T: Mobilität und Mobilitätsstörungen von HeimbewohnerInnen: Zweiter Jahresbericht des Ulmer Modellvorhabens: "Verminderung von sturzbedingten Verletzungen bei Alten- und Pflegeheimbewohnern", Ulm, Geriatrisches Zentrum Ulm/Alb-Donau; 2000.
Gardner MM, Robertson MC, Campbell AJ: Exercise in preventing falls and fall related injuries in older people: a review of randomised controlled trails. Br J Sports Med 2000; 34: 7-17.
Lindemann U, Becker C: Krafttraining mit freien Gewichten. Geriatrie Journal 2001; 3: 39-41.
Nelson ME: Starke Frauen bleiben jung: länger jung bleiben mit Bodyfeeling und leichtem Krafttraining. Frankfurt am Main: Umschau Buchverlag Breidenstein, 1998.
Robertson MC, Devlin N, Gardner MM, Campbell AJ: Effectiveness and economic evaluation of a nurse delivered home exercise programme to prevent falls. 1: randomised controlled trail. BMJ 2001; 322: 697-700
Runge M; Rehfeld G: Mobil bleiben - Pflege bei Gehstörungen und Sturzgefahr: Vorsorge - Schulung - Rehabilitation. Hannover; Schlütersche, 2001.